Leishmaniose-Hilfe

Phytotherapie mit Kamille und Beifuß

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Heilpflanzen der „Volksheilkunde“

In nahezu allen Kulturkreisen bildete sich im Laufe der Zeit empirisch eine traditionelle Medizin, auch Volksmedizin genannt, aus.

Die naturwissenschaftliche Beschäftigung mit traditioneller Medizin hat in vielen Fällen auch schon erfolgreich zu der Entwicklung neuer Arzneistoffe geführt, interessant sind zwei Beispiele:

  1.  Kamille (Matricaria recutita), eine in europäischen Ländern sehr bekannte Arzneidroge, deren Blüten seit Jahrtausenden bei verschiendenen Beschwerden angewandt werden. Der Hauptbestandteil des ätherischen Öls der echten Kamille ist der chemisch betrachtete Sesquiterpen-Alkohol Bisabolol.
  2.  Artemisia annua, der Beifuss, hat eine jahrtausendelange Tradition als volksmedizinisch verwendetes Heilmittel (in China als „Quinghaosu“ bekannt und wird gegen Malaria eingesetzt).
    1972 wurde der aktive Inhaltsstoff erstmals isoliert und als das Sesquiterpenendoperoxid Artemisinin indentifiziert.

 

1.) Kamille,

wirkt entzündungshemmend, wundheilungsfördernd, antimikrobiell und Bakterientoxin hemmend, fungizid (Candida albicans) und desodorierend. In den letzten Jahrzehnten konnten verschiedene Inhaltsstoffe aus der Kamillenblüte isoliert und dargestellt werden. Man unterscheidet lipophile und hydrophile Inhaltsstoffe. Zu den hydrophilen Inhaltsstoffen gehören unter anderem die Flavonoide Apigenin und Apigenin-7-glucosid; zu den lipophilen unter anderem die Einzelkomponenten des ätherischen Öls, nämlich Matricin und α-Bisabolol. Matricin wird durch Destillation des Kamillenöls in Chamazulen umgewandelt, das tiefblau ist. Als besonders reich an Bisabolol entpuppte sich Kamille die in Spanien ursprünglich vorkommt ( Gehalt bis zu 45 % im ätherischen Öl).

Daneben kann α-Bisabolol unter anderem in Gemeiner Schafgarbe (Achillea millefolium), Sideritis mugronensis, Helmkräutern (Scutellaria parvula), Basilikum (Ocimum basilicum), Breitblättriger Lavendel (Lavandula latifolia) und Alpen-Steinquendel (Acions alpinus) gefunden werden.

Auch das von Bienen hergestellte Propolis kann beträchtliche Mengen Bisabolol – bis zu ca. 20 % (in chinesischen/mongolischen Propolis) enthalten.

(-)-α-Bisabolol,

ist der reine Wirkstoff und hat den Vorteil, dass er weit weniger allergen ist als Kamillenextrakt (Allergie auf Korbblütler). Während der Bisabololgehalt des Kamillenöls schwankt, kann reines Bisabolol gezielt in der optimalen Konzentration dosiert werden.

Auf dem Weltmarkt werden große Mengen Mengen Bisabolol benötigt für z. B. kosmetische/medizinische Produkte. Bisabolol wird üblicherweise aus natürlichen Quellen gewonnen (meist aus dem Holz des brasilianischen Candei-Baums (Eremanthus erythropappus). Auch der Afrikanische Salbei (Salvia stenophylla) enthält hohe Anteile. Bisabolol kann aber heute auch im Labor hergestellt werden.

Es gibt zahlreiche Studien zum Nachweis der Wirksamkeit von Bisabolol sowohl im Humanbereich als auch bei Hunden die an Leishmaniose erkrankt sind.

Ein Beispiel ist eine Studie von Corpas-Lopéz V, Merino-Espinosa G, Acedo-Sánchez C, Díaz- Sáez V, Navarro-Moll MC, Morillas- Márquez F, Martín-Sánchez J (2018): Effectiveness of the sesquiterpene (–)-α-bisabolol in dogs with naturally acquired canine leishmaniosis: an exploratory clinical trial:

„In dieser klinischen Studie wurden 12 Hunde (natürlich infizierte) in zwei Gruppen aufgeteilt und entweder mit Megluminantimoniat (100 mg/kg) subkutan oder (-)-α-Bisabolol (30 mg/kg) oral für zwei Behandlungsserien behandelt 30 Tage, getrennt durch ein 30-Tage-Intervall. Eine Nachbeobachtungszeit von 4 Monaten wurde ebenfalls festgelegt. Parasitenbelastungen in Knochenmark, Lymphknoten und Blut wurden durch quantitative PCR abgeschätzt. Die Antikörpertiter wurden durch einen Immunfluoreszenz-Antikörpertest bestimmt und die Zytokinexpressionswerte wurden durch Echtzeit-Reverse-Transkriptions-PCR geschätzt. Die Behandlungssicherheit wurde durch die Bewertung von Gewicht, gastrointestinalen Veränderungen und hämatologischen und biochemischen Parametern im Blut beurteilt. Die Analysen wurden vor und nach der Behandlung sowie nach einer Nachbeobachtungszeit von 4 Monaten durchgeführt.“

Ergebnis der Studie:

  • Die Behandlung mit dem Sesquiterpen war wirksam bei der Verringerung der Parasitenbelastung und der Erhöhung des Gamma-Interferon-Expressionsspiegels.
  • Mit (-)-α-Bisabolol behandelte Hunde zeigten keine Toxititätsanzeichen.
  • Diese Ergebnisse waren besser als diejenigen, die unter Verwendung des Referenzarzneimittels Megluminantimoniat erhalten wurden.
  • Die natürliche Verbindung schien eine Th1-Immunantwort zu induzieren, die zu einer parasitologischen und klinischen Verbesserung führte, ohne das es zu Sicherheitsproblemen kam.

 

Interessant sind meine eigenen Erfahrungen mit meinem an Leishmaniose erkrankten Rüden „Willy“ (Beitragsbild) der gerne wenn es ihm „schlecht“ ging, lauwarmen Kamille-Tee getrunken hat (100-200 ml) pro Tag!

Eigenschaften der Kamille nach TCM:
  • Qi regulierend und bewegend, Shen (Geist) beruhigend, Hitze eleminieren und Toxine ausleitend, Qi tonisierend, Wind-Hitze und Wind-Kälte eleminierend, unterdrückt inneren Wind.
  • Kontraindikation: Empfindlichkeit gegen Korbblütler.
  • Nebenwirkungen: Die Droge besitzt sehr schwache Sensibilisierungspotenz. Wegen ihres trocknenden Charakters soll Kamille als Monodroge nicht länger als drei Wochen eingenommen werden.
  • Temperaturverhalten: kühl
  • Organbezug: Leber, Magen, Lunge, Dickdarm, Herz
  • Geschmack: leicht bitter, süss, aromatisch

 

2.) Beifuß:

gehört zur Familie der Korbblütler, es gibt verschieden Arten, eine davon ist bekannt als Gewürzkraut zur besseren Verdauung von fetten Speisen, hier handelt es sich um den gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris). Dieser findet auch Verwendung als sogenanntes Moxa-Kraut in der chinesischen Heilkunde.

Eine weitere Art, der einjährige Beifuß (Artemisia annua) wird schon seit über 2000 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin angewendet, das darin befindliche Sesquiterpenendoperoxid Artemisinin zeigt unter anderem auch Wirksamkeit bei caniner Leishmaniose.

 

In der Zeitschrift für Phytotherapie 2021; 19(1): 43-60 ist ein Artikel erschienen von Dra Tejada R., Iniesta V. : „Bewertung der Wirksamkeit eines Extrakts aus Artemisia annua bei caniner Leishmaniose“.

Hier ein weiter Artikel von Dra Tejada in spanischer Sprache: erschienen bei Revista de Fitoterapia 2016; 16 (2): 123-129 (Pdf) „Artemisia annua gegen canine Leishmaniose – vier klinische Fallbeschreibungen“.

 

Artemisia annua Präparate gibt es in verschiedener Form (Blatt- Blütenpulver, Extrakt aus Blatt- und Blüten, Tinkturen in Alkohol gelöst) zu kaufen, in unterschiedlichen Dosierungen (nicht anwenden bei Allergien auf Korbblütler! Beachten Sie auch Kreuzallergien; das sogenannte „Sellerie-Beifuß-Birken-Syndrom“).

 

Nahrungsergänzungen mit Artemisia annua werden auch zur Unterstützung bei bakteriellen Infektionskrankheiten wie Borreliose und Anaplasmose etc. empfohlen!